Ein Hund aus dem Tierschutz?
Viele Meinungen, Gefühle und Bedenken kommen bei dieser Frage zusammen und das ist auch gut so. Sich für einen Hund aus dem örtlichen Tierheim oder über einen ausländischen Tierschutzverein zu entscheiden sollte immer wohl durchdacht und mit der gesamten Familie abgewogen werden.
Was spricht dafür?
Es gibt viele Gründe warum ein Hund in einem deutschen Tierheim landen kann. Meistens sind unüberlegte Anschaffungen, familiäre Krisen und Schicksalsschläge die Ursachen für die Abgabe (oder das Aussetzen) des Hundes. Die hiesigen Tierheime sind in der Lage die Hunde in ihren notwendigen Grundbedürfnissen zu versorgen. Die Psychische und seelische Gesundheit mit dem verbundenen Bedürfnis nach Liebe und Familienzugehörigkeit bleibt jedoch auf der Strecke.
In ausländischen Tierheimen ist zusätzlich die Grundversorgung mit Wasser/Futter und medizinischer Versorgung nicht immer gewährleistet. Nicht selten müssen die Hunde in den ausländischen Tierheimen tagelang ohne Wasser und Futter auf kalten Böden ausharren. Einige dieser Einrichtungen geben eine kurze Vermittlungsfrist bis zur Tötung der Hunde (Tötungsstationen). Diejenigen Hunde, die nicht vermittelt werden können werden oftmals brutal getötet, da es anscheinend zu wenig Medikamente für ein humaneres Einschläfern gibt. Auf Grund der mangelnden Verantwortung der Gemeinden und der damit verbundenen ausbleibenden Kastrationen werden viele Straßenhunde von Hundefängern eingefangen und in die Tierheime gebracht. Die Zustände dort sind mit deutschen Tierheimen nicht zu vergleichen und viele der Tiere haben unsägliches Leid ertragen müssen. Entscheidet man sich also einen Hund aus dem Tierheim zu befreien, wird er es einem ein Leben lang danken. Die Auswahl ist schier unbegrenzt. Jede Größe, Färbung und jedes Alter ist vielfach vermittelbar. Viele dieser Hunde haben durch ihre Erfahrung als Straßenhund ein gut entwickeltes Sozialverhalten.
Was spricht dagegen?
Tierschutzhunde sind keine Hunde „von der Stange“. Besonders Straßenhunde und Hunde, die lange im Tierheim saßen, bringen einen Rucksack voller Erfahrungen, Wünsche und Ängste mit. Sie sind im Vergleich zu gezüchteten und friedlich aufgewachsenen Welpen nicht immer unbeschwert und können nicht immer sofort „funktionieren“. Die Menschen die sich für einen Tierschutzhund entscheiden, sollten vor allem Geduld, Verständnis, Nachsicht und Liebe aufbringen. Die Bereitschaft zusätzliche Unterstützung (u. a. Hundeschule, Tierkommunikatoren, Trainer oder Tierpsychologen) anzunehmen sollte ebenfalls vorhanden sein. Es sollte genau geprüft werden welcher Hund in welche Familie passt. Nicht alle Tierschutzhunde mögen Kleinkinder, andere wiederum lieben Kinder abgöttisch. Bei seriösen Vermittlungsvereinen können im Vorfeld diese Dinge aber z. T. über Videos geprüft werden.
Wie ist der Ablauf?
Hat man sich bei einem seriösen Verein für einen Hund entschieden, bewirbt man sich für „seinen“ Hund und erfragt weitere Details (Besonderheiten etc.). Der Verein beauftragt im Anschluss eine vereinsunabhängige Person die eine Vorkontrolle durchführt. Diese „VK“ überprüft die zukünftige Umgebung des Hundes, klärt über die Besonderheiten der Tierschutzhunde aus und leitet ihren Eindruck an den Verein weiter. Ist alles positiv verlaufen, kann die Vermittlung losgehen. Die Hunde werden mit dem Flugzeug oder Landtransport nach Deutschland gebracht und können dort von den neuen Adoptanten in Empfang genommen werden. Nach einem Jahr findet in der Regel eine Nachkontrolle statt.
Entscheidet man sich für einen Hund aus einem nahegelegen Tierheim, können sich Mensch und Hund wunderbar über gemeinsame Spaziergänge und Besuche kennenlernen.
Einige Hunde finden sich schnell zurecht, legen sich aufs Sofa und wollen sofort gestreichelt werden. Andere Hunde brauchen Tage, sogar Wochen bis sie Vertrauen fassen und ein „normaler“ Hundealltag reibungslos funktioniert. Darauf muss sich jeder einstellen. Hunde wieder zurückzugeben, weil man es sich leichter vorgestellt hat, kommt leider sehr oft vor und ist für den Hund immer eine unglaubliche Traumatisierung.
Einen Hund aus dem Tierschutz aufzunehmen ist immer eine Entscheidung aus Liebe und bedeutet Verantwortung.
Foto: Carina Diesing